Patente: Eolas-Patent bedroht das WWW
[via: Golem.de] Das US-Patentamt ist zum Schluss gekommen, dass das Eolas-Patent 5,838,906 auf die Einbettung von interaktiven Applikationen in HTML-Seiten (Plugins) gültig ist.
Der Internet Explorer verstößt gegen dieses Patent weshalb Microsoft 2003 zur Zahlung einer Schadenssumme über 521 Mio. US-Dollar verurteilt wurde. Die Anfechtung des Patents ist nun, durch die Bestätigung der Gültigkeit, gescheitert.
Workaround
Zum Umschiffen des Patents waren schon mal Veränderungen angedacht, die aber verbunden mit der Hoffnung, dass das Patent nicht durchgesetzt werden kann wieder fallengelassen wurden.
Durch die damals angedachten Veränderungen würde auf existierenden Seiten mit Plugins ein Dialog-Fenster erscheinen. Für mehr Komfort müssten dann alte Webseiten entsprechend angepasst werden.
Alle sind betroffen
Betroffen ist davon aber nicht nur Microsoft, sondern alle Webbrowser. Das Internet und das WWW zeichnen sich eigentlich dadurch aus, dass alle Techniken offen beschrieben sind und allen frei und kostenlos zur Verfügung stehen und speziell interaktive Plugins wie Flash*, Video und Audio-Streams (RealPlayer) und Java-Applets sind eine elegante Möglichkeit schnell neue, innovative Techniken in Webbrowsern über System- und Herstellergrenzen hinweg im Netz zu verbreiten.
Zusätzlich wird hiermit die Anerkennung des Patents einer sehr naheliegenden Technik bestätigt (die dynamische Einbindung von Programmcode ist alles andere als etwas neues), was Trivialpatente fördern dürfte. Und gezeigt, dass sich selbst eine große Firma wie Microsoft nur schwer oder gar nicht gegen solch naheliegenden Patente wehren kann. Kleinere Firmen und einzelne Entwickler damit schon gar nicht.
Softwarepatente zerstören Innovationen
Ein sehr deutliches Beispiel dafür, dass die ursprüngliche Idee durch Patente Innovationen zu fördern in der Softwarewelt heutzutage nicht mehr funktioniert. Während das patentfreie Internet und WWW eine unglaubliche Technik ist, in der alle problemlos mit allen anderen kommunizieren können, die einen riesigen, weltumspannenden neuen Markt erschaffen hat wird eine wichtige Innovationmöglichkeit "interaktive Plugins" in dieser Umgebung, die allen frei zur Verfügung steht, durch ein Patent bedroht. Und Eolas kann lediglich deshalb mit dem Patent 5,838,906 soviel Geld verdienen, da sich das patentfreie Internet in den letzten Jahren so schön, schnell und unkompliziert verbreitet hat. Ein vollkommen überflüssiges Patent. Zumal von Eolas weder Flash, Java-Applets, Video-Plugins, Audio-Streams, Betrachter für Moleküle, das SVG-Plugin von Adobe usw. stammen.
Siehe auch: heise.de, "Rückschlag für Microsoft im Streit um das Browser-Patent von Eolas".
* Das Flash und RealPlayer selbst keine offenen Formate sind ändert in diesem Fall nichts daran, dass es neue, innovative Ideen und Techniken sind, die die Möglichkeiten des Internets erweitern und dadurch aufzeigen, was mit interaktiven Plugins möglich ist und was es ohne interaktive Plugins eventuell nicht geben würde.